New Jersey ist „built out“

New Jersey ist „built out“
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Wolfram Höfer ist Associate Professor am Department of Landscape Architecture an der Rutgers University in New Jersey, School of Environmental and Biological Sciences. In unserem Gespräch für ACT NOW! spricht er über den Staat New Jersey, der als erster den Status „Built Out“ erreicht und welche Lösungsvorschläge es bereits gibt, um dem Versiegelungstrend entgegenzuwirken.

Das Auto ist ein Fluch aber auch eine Möglichkeit für New Jersey. Mit dem Auto ist der suburbane Staat entstanden. In den 50er Jahren wurden die schnellen Straßenverbindungen gebaut, wodurch man sehr einfach von New York oder Philadelphia nach Suburbia ziehen konnte. Die Struktur die sich entwickelt hat, ist sehr stabil. Wir sitzen zwischen New York und Philadelphia wobei New Jersey ein einziges Kontinuum von Suburbia ist. Unsere Bevölkerungsdichte ist größer als in den Niederlanden, und wir sind der erste Staat der den Status „Built Out“ erreicht haben wird. Jedoch gibt es das Bestreben, die Restflächen zu schützen und zu sichern, was hauptsächlich über Ankauf von Flächen passiert.

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Zu sehen ist eine Luftaufnahme der Parkmeile in München.
Parkmeile als Modellprojekt in München 2030, Visualisierung: bauchplan ).(
Die Visualisierung zeigt einen Aussichtsturm, der einen Blick über den Lanwirtschaftspark IBA Heidelberg ermöglicht.
Entwicklungsstrategie für den urbanen Landwirtschaftspark IBA Heidelberg, Visualisierung: bauchplan ).(
Die Visualisierung zeigt Melbourne von oben. Farblich gekennzeichnet sind Verkehrsachsen, die Potential als öffentlichen Raum aufweisen.
Streets as Parks, Grüne Infrastrukturen qualifizieren den öffentlichen Stadtraum, Melbourne (AUS), Ideenwettbewerb, Finalist 2013, Visualisierung: bauchplan ).(
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Man kann bauen, was man will

Grundsätzlich ist es so, dass es hier ein anderes kulturbedingtes Verhältnis zur Landnutzung gibt. Man kann in Europa oder Deutschland mehr Begrenzung über Landschaftsplanung durchsetzen. Ist zum Beispiel eine Fläche als Waldfläche festgesetzt, ist es relativ schwer dort Wohnungen hinzubauen. Wenn mir hier ein Stück Land gehört, kann ich grundsätzlich damit machen was ich will. Es werden auch nicht prinzipiell alle Orte beplant, sondern erst dann, wenn es eine Notwenigkeit dafür gibt. Der Grund liegt in der Geschichte der USA.

Die Unabhängigkeit der USA von Großbritannien ging mit einer Unabhängigkeit von einer aristokratischen Landnutzung einher. Der private Grundbesitz ist bis heute ein hohes rechtliches Gut. Das zweite Problem ist, dass New Jersey ein Homerule-State ist, das heißt, die Kommunen haben mehr Macht als z.B. in Europa. Man kann Landnutzungskonflikte über einen Flächennutzungsplan, das sogenannte „Zoning“ lösen. Grundsätzlich aber gilt: Wenn jemand einen Acker hat, kann er darauf bauen. Um den weiteren Flächenverbrauch einzudämmen, wendet unsere Landesregierung drei Programme an:

  • Farmland Reservation Program

Das Farmland Reservation Program, wo der Staat New Jersey Geld dafür gibt, die Entwicklungsrechte einer landwirtschaftlichen Fläche abzukaufen. Es darf dann zwar weiterhin Landwirtschaft betrieben, aber kein Bauland entwickelt werden.

  • Green Acre Program

Ein Programm, um Land direkt anzukaufen, ist das Green Acre Program wo Mittel dafür verwendet werden, Flächen zu sichern, die nicht verbaut oder mit großen Strukturen besetzt werden dürfen. Sie müssen dann auch dauerhaft öffentlich zugänglich sein.

  • Blue Acre Program

Das Blue Acre Program, das im Prinzip ähnlich funktioniert, wird bei Überflutungsflächen angewendet. Dabei wird HausbesitzerInnen angeboten, die Grundstücke zu Marktpreisen anzukaufen, für die eine Flutversicherung ohnehin unbezahlbar oder nicht zu bekommen wäre.

Neuland für die Landschaftsplanung

All das sind teure Investitionsprogramme, aber eine Landschaftsplanung, die in die Grundschutzrechte eingreift, gibt es nicht. Am Center for Urban Environmental Sustainabilty versuchen gerade, Methoden einer amerikanischen Landschaftsplanung weiterzuentwickeln. Ein Ansatz sind die großen Flächen der Logistikzentren, wie zum Beispiel von Amazon, die haben große Freiräume mit geringer Habitatqualität. Wie diese planerisch in ein nachhaltiges System integriert werden können, ist etwas, an dem wir gerade dran sind, da betreten wir Neuland.

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Heuband im Freiluftsupermarkt - integratives Stadtentwicklung-Werkzeug zur urbanen Neukonotation von ökologischer Nahrungsmittelproduktion und sozialer Quartiersbildung in München Freiham, Foto: cloudjumper
Heuband im Freiluftsupermarkt - integratives Stadtentwicklung-Werkzeug zur urbanen Neukonotation von ökologischer Nahrungsmittelproduktion und sozialer Quartiersbildung in München Freiham, Foto: cloudjumper
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Text: Wolfram Höfer