Hochwasserschutz in den Innenstädten bedeutet mehr Flächen mit Schwamm- und Speicherfähigkeit. Landschaftsarchitektur in China aber auch Projekte in Karlsruhe zeigen, wie eine wassersensible Planung gelingen kann.

Dieser Tage müssen wir wiedermal und weltweit schmerzhaft erkennen, dass sinnvoller Hochwasserschutz komplex ist und in der freien Landschaft beginnt. Zugleich werden wir jedoch für einen funktionsfähigen Gesamtwasserhaushalt auch unsere Städte weiter qualifizieren müssen: Urbanes Niederschlagswasser wird auch in unseren Breiten zum kostbaren Gut. Die ingenieurtechnisch über die Jahre perfektionierte und durchgenormte Methode „drainagieren und schnell weg“ hat sich als nicht nachhaltig erwiesen. Künftig wird es im Sinne eines erträglichen Stadtklimas darum gehen, sämtliche urbanen Oberflächenwasser zu sammeln und möglichst verzögert beispielsweise in Hitzeperioden auf möglichst vielfältige Art und Weise wieder den natürlichen Kreisläufen zu zuführen. In ihrem aktuellen Statement benennen 22 Wissenschaftler*innen des Helmholz-Instituts die Erhöhung von Schwamm- und Speicherfähigkeit als eines von fünf Prinzipien für klimasichere Städte.

Karlsruhe und China als Vorbilder

Die Stadt Karlsruhe versucht sich im Stadtentwicklungsquartier „Zukunft Nord“ an neuen Wegen der Wasserneutralität. Ebenfalls in Karlsruhe entsteht mit dem Bahnhofplatz Süd ein erster grüner, urbaner Repräsentationsraum nach dem Schwammstadtprinzip, wobei sämtliche Oberflächenwasser der Aufenthaltsbereiche trotz der Lage auf einer Tiefgarage aufgenommen und dem Mikroklima wieder zugeführt.

Auch das fast zeitgleich von Überschwemmungen gebeutelte China strebt mit dem Sponge-City-Programm bereits seit mehreren Jahren nach einer erhöhten innerurbanen Starkregenresilienz mit jedoch bislang geringer flächendeckender Durchsetzungskraft.

Stadtquartiere für die Zukunft planen

Die aktuellen Starkregen-Katastrophen können hoffentlich dahingehend als Katalysatoren wirken, als dass nicht ein reiner „Wiederaufbau“ stattfindet, sondern, gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse, ein integrales Wassermanagement Basis von Sanierungen im Bestand sowie Neubauten durch alle Planungsebenen hindurch die konsequente Folge sind. Durch wassersensible Stadtquartiere könnten im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen künftig Starkregenereignisse innerstädtisch abgemildert werden, zugleich jedoch die Lebensqualitäten in sich erhitzenden Städten durch ein verbessertes Mikroklima maßgeblich angehoben werden. Diese mögliche und vielleicht entscheidende Synergie muss künftig jeder Stadtplanung zugrunde liegen.