Ganzheitliche Stadtentwicklung: Karlsruhe Zukunft Nord

Ganzheitliche Stadtentwicklung: Karlsruhe Zukunft Nord
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Mit den Themen Klimawandel und den entsprechenden Schutzkonzepten rückt auch das Thema Regenwasserbewirtschaftung in der städtebaulichen Planung weiter in den Vordergrund. Ziel aller Planungen muss ein möglichst naturnaher Wasserhaushalt in bebauten Gebieten sein. Darauf sind künftig alle Planungen bei Neubau aber auch im Bestand auszurichten. Die Infrastruktur sowie das Entwässerungskonzept in einem Plangebiet sind darauf auszulegen und die technischen Erfordernisse frühzeitig zu berücksichtigen. Bereits 2014 wurde dies durch die Stadt Karlsruhe als Bestandteil des Klimaplans festgehalten und bei allen Vorhaben verfolgt.

Auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände im Norden der Stadt Karlsruhe sollen neue Wohnbauflächen entstehen. Der unmittelbar angrenzende Alte Flugplatz ist ein bedeutendes Naturschutzgebiet. Im Zuge des städtebaulichen Planungsprozesses erhält das Gebiet den Namen „Zukunft Nord“. Das Vorhaben soll dem Aspekt der Nachhaltigkeit in besonderem Maße gerecht werden und als Modell für weitere Quartiersentwicklungen in der Stadt dienen. Hierzu wurde erstmals in Karlsruhe die Zertifizierung nach Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) angestrebt. Bereits im Wettbewerb für den Rahmenplan wurde ein nachhaltiges Wassermanagement vorgegeben.

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Bahnhofsplatz in Karlsruhe Süd (D) als Klima-Entrée und nachhaltiger Visitenkarte mit ablesbaren Kreisläufen, Wettbewerbsgewinn mit diewald bauingenieure und berchtoldkrass space&options, Umsetzung seit 2019, Visualisierung: bauchplan ).(
Bahnhofsplatz in Karlsruhe Süd (D) als Klima-Entrée und nachhaltiger Visitenkarte mit ablesbaren Kreisläufen, Wettbewerbsgewinn mit diewald bauingenieure und berchtoldkrass space&options, Umsetzung seit 2019, Visualisierung: bauchplan ).(
Bahnhofsplatz in Karlsruhe Süd (D) als Klima-Entrée und nachhaltiger Visitenkarte mit ablesbaren Kreisläufen, Wettbewerbsgewinn mit diewald bauingenieure und berchtoldkrass space&options, Umsetzung seit 2019, Visualisierung: bauchplan ).(
Bahnhofsplatz in Karlsruhe Süd (D) als Klima-Entrée und nachhaltiger Visitenkarte mit ablesbaren Kreisläufen, Wettbewerbsgewinn mit diewald bauingenieure und berchtoldkrass space&options, Umsetzung seit 2019, Visualisierung: bauchplan ).(
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Entwässerungskonzept

Das heutige Gebiet ist als Mischsystem angelegt und leitet das Abwasser über die Hauptsammler direkt dem Klärwerk zu. Künftig soll das Gebiet in ein Trennsystem umgestaltet werden. Das Regenwasser soll vollständig im Gebiet zurückgehalten werden. Neben zentraler und dezentraler Versickerung werden auch Gründächer, das Vermeiden von Versiegelung (weniger abflusswirksame Fläche) und Grünflächen im Verkehrsraum dazu beitragen. Im Ergebnis dieser Maßnahmen wird eine naturnahe Wasserbilanz durch Rückhaltung, Verdunstung und Versickerung von Regenwasser angestrebt. Dabei sollen auch die Möglichkeiten der multifunktionalen Nutzung von Flächen im Gebiet genutzt werden. Dies wurde bereits bei anderen Projekten in Karlsruhe erfolgreich umgesetzt.

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Nachhaltiges Regenwassermanagement für das Entwicklungsgebiet Zukunft Nord in Karlsruhe, Visualisierung: Rahmenplan Zukunft-Nord 2016, Stadtplanungsamt Karlsruhe, Sinai Landschaftsarchitekten mbH, Performative Architektur
Nachhaltiges Regenwassermanagement für das Entwicklungsgebiet Zukunft Nord in Karlsruhe, Visualisierung: Rahmenplan Zukunft-Nord 2016, Stadtplanungsamt Karlsruhe, Sinai Landschaftsarchitekten mbH, Performative Architektur
Schemaschnitt zur Energieversorgung durch Abwasserwärme für das Entwicklungsgebiet Zukunft Nord in Karlsruhe, Visualisierung: Rahmenplan Zukunft-Nord 2016, Stadtplanungsamt Karlsruhe, Sinai Landschaftsarchitekten mbH, Performative Architektur
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Planungsprozess

In verschiedenen Arbeitsgruppen erfolgten die Planungen und teilweise sehr umfangreichen Abstimmungen zur künftigen Flächennutzung in Verbindung mit der Aufteilung und Zuordnung öffentlicher Verkehrsflächen. Dabei wurden intensiv die Nutzungskonflikte zwischen Stadt- und Landschaftsplanern, Verkehrs- und Straßenplanern sowie den Leitungsträgern diskutiert. Gerade die Grünflächen, insbesondere die Baumstandorte wurden frühzeitig in einem ungewöhnlich hohen Detailierungsgrad untersucht. Die Regenwasserbewirtschaftung und die Grünflächennutzung erfordern eine koordinierte Betrachtung bereits im Stadium des Rahmenplans mit verbindlichen Festlegungen. Nur so lassen sich die teilweise konkurrierenden Interessen der Akteure zusammenführen und Konflikte in den weiteren Planungsschritten vermeiden.

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Retentionsraum als Spielplatz in Karlsruhe, Foto: Tiefbauamt Karlsruhe
Retentionsraum als Park in Karlsruhe, Foto: Tiefbauamt Karlsruhe
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Die Zukunft der Entwässerungsplanung

Die Regenwasserbewirtschaftung wird im Zusammenhang mit den klimatischen Veränderungen und der zu erwartenden Zunahme von Wetterextremen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Notwendigkeit wird inzwischen in der Gesellschaft erkannt. Die Akzeptanz nimmt in der Öffentlichkeit zu und Maßnahmen zum Klimaschutz werden verstärkt eingefordert. Damit besteht die Aufgabe für die Siedlungswasserwirtschaft, diese Themen sehr frühzeitig in die städtebaulichen Wettbewerbe einzubringen. Dies erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachplaner. Die Stadt- und Landschaftsplaner sollten die wesentlichen technischen Randbedingungen der Siedlungswasserwirtschaft als Planungsgrundlage an die Hand bekommen. Das kann in Form von Arbeitshilfen oder wasserwirtschaftlichen Fachbeitragen geleistet werden. So können notwendige Vorgaben der Regenwasserbewirtschaftung als Standard entwickelt und rechtzeitig in den Planungsprozessen platziert werden. Das Thema ist durchgängig vom Bebauungsplan bis hin zum späteren Entwässerungsgesuch zu betrachten. Dazu sind auch die einzelnen Investoren und Bauherrn bei der Entwässerungsplanung der privaten Flächen frühzeitig zu beraten und einzubinden. Diese Vorgehensweise kann dem gegenseitigen Verständnis für die technischen Erfordernisse dienen und die Weichen für eine nachhaltige und zukunftweisende Stadtentwicklung mit Blick auf den Klimaschutz stellen.

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Text: Toralf Kramer, Tiefbauamt Karlsruhe