Boden für Alle

Boden für Alle
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Die Bodenfrage ist eines der dringlichsten Themen unserer Zeit. Marktwirtschaftliche Logik führt zur Ungerechtigkeit und der Zersiedelung der Landschaft. Es gibt aber auch andere Projekte, die am Gemeinwohl orientiert sind und ökologische Ziele verfolgen.

Neben der Klimakrise ist die gebaute ökologische Verteilungsgerechtigkeit eine der wichtigsten Zukunftsfragen. In den meisten österreichischen Bundesländern gibt es einen Baulandüberhang, der aus marktwirtschaftlicher Logik gehortet wird. Es wird bis heute Bauland in bester Lage nicht genutzt, während rundherum neues Bauland umgewidmet und die Zersiedelung vorangetrieben wird. Marktwirtschaftliche Logik am Boden anzuwenden kann jedoch nicht funktionieren, da die „Ware“ Boden nicht vermehrt werden kann. Am Ende ist der Umgang mit Grund und Boden eine hochpolitische Frage, die wir als Gesellschaft lösen müssen.

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Stand der Zersiedelung im Rheintal, Luftbild von Dornbirn aus dem Jahr 2017
Foto: Vorarlberger Nachrichten, Philipp Steurer
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Alles hat mit Boden zu tun

Es gibt statistische Aufstellungen, die besagen, dass alle 8,9 Millionen in Österreich lebenden Menschen in den bereits bestehenden Einfamilienhäusern Platz hätten, wenn man davon ausgeht, dass in einem Haushalt zwischen vier bis fünf Personen leben. Das bedeutet, dass man nicht mehr bauen und auch nicht mehr umwidmen müsste. Für Planende besteht die Herausforderung, unter diesen Voraussetzungen zukunftsfähige Orte zu gestalten, wo es um Leerstandsnutzung und Nachverdichtung geht, sowie um Anpassung der Infrastruktur.

Schlussendlich haben alle essentiellen Fragen der Gesellschaft wie Gerechtigkeit, Gesundheit oder Identität mit Raum und Boden zu tun. Ohne Boden wird es keine Ernährungssicherheit und kein günstiges Wohnen geben. Und schließlich auch keine guten Lösungen für die Klimakrise. ACT NOW!

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Angelika Fitz, Direktorin des Architekturzentrum Wiens:

„Der Boden ist unser kostbarstes Gut. Die Oberfläche der Erde ist endlich. Ein sorgloser oder rein kapitalgetriebener Umgang mit dieser Ressource hat in den vergangenen Jahrzehnten Gestalt und Funktion unserer Städte und Dörfer verändert. Die fortschreitende Versiegelung von Boden trägt zur Klimakrise bei, während Spekulation und Hortung von Grundstücken das Wohnen verteuern, den öffentlichen Raum bedrohen und eine vernünftige Verkehrspolitik erschweren. Die Verdrängung städtischer Produktionsbetriebe verstärkt die Monofunktionalität und gefährdet Arbeitsplätze. Außerhalb der großen Zentren resultieren schwache beziehungsweise nicht angewandte Raumordnungsgesetze in einer Landschaft mit Einkaufszentren, Chaletdörfern und einem breiten Teppich an Einfamilienhäusern, während die Ortskerne veröden, das Verkehrsaufkommen explodiert und verlorene Ackerflächen die Ernährungssicherheit gefährden. Politik und Verwaltung sind dringend zum Handeln aufgerufen, um einen Ausgleich zwischen Individualinteressen und Gemeinwohl zu erreichen.“

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Über ein Jahrhundert lang versorgte die ENCI-Kalkgrube die Niederlande mit Kalk für die Zementerzeugung. 2018 wurde die künstliche Landschaft in ein beeindruckendes Naturreservat verwandelt, das Raum für Naherholung, seltene Pflanzen und Vögel bietet, Foto: Rademacher, de Fries Architects
In Südkoreas Hauptstadt Seoul wurde 2005 ein 10,9 Kilometer langes Stück der Stadtautobahn abgerissen, der darunter befindliche Fluss Cheonggyecheon renaturiert und ein Park geschaffen, Foto: Sue@Reisephilie
Schöner leben ohne Rendite (SchloR) in der Rappachgasse in Wien Simmering. Die bestehenden Gebäude werden zu einem Kultur-, Werkstätten- und Wohnprojekt umgebaut. Die Finanzierung erfolgt großteils über Direktkredite im habiTAT-Modell, Grafik: GABU Heindl Architektur
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Das Architekturzentrum Wien, zeigt noch bis 19.7.2021 die Ausstellung „Boden für alle“ die sich eben mit diesem zentralen Thema der Jetztzeit auseinandersetzt. Dazu ist ein empfehlenswerter, sehr umfassender und reich bebilderte Katalog „Boden für Alle“ mit Essays von: Saskia Sassen, Gerhard Senft, Vandana Shiva, Robert Temel und Gerlind Weber erschienen.

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Plakat zur Ausstellung „Boden für Alle“
Architekturzentrum Wien
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Die Ausstellung tourt noch durch folgende Orte in Österreich und weitere werden folgen:
Hofermühle Stainz, 29.06. – 13.07.2021
Kammer der Architekten, Salzburg 20.09. – 28.10.2021
vai, Dornbirn 29.09.2021 – 22.01.2022

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Text: Angelika Fitz